Ein Arzttermin einfach per Handy, ohne lange Wartezeiten - wie effizient ist das wirklich? Telemedizinische Dienste sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden, insbesondere im Bereich der Dermatologie.
Wir haben uns gefragt: Was sind die Vor- und Nachteile in der derzeitigen Entwicklung der Teledermatologie? Wie effizient macht sie die Ärzte tatsächlich? Um das herauszufinden, haben wir mit einem Experten auf diesem Gebiet gesprochen: Dr. med. Philipp Marcel Buck, Dermatologe der zweiten Generation mit Fokus auf die Modernisierung der Dermatologie durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz - und Partner von IQONIC.AI.
Herr Dr. Buck, die wichtigste Frage zuerst: Die Teledermatologie soll ja Ärzte und Patienten entlasten. Tut sie das wirklich, oder lenkt sie Sie von Ihren Patienten in der Praxis ab?Grundsätzlich gibt es mehrere Vorteile der Teledermatologie, die mich nicht von meiner Arbeit in der Praxis ablenken, sondern sie sogar aufwerten. Einer ist die Nachbetreuung von Patienten, die bereits bei mir waren. Um zu beurteilen, ob die Behandlung anschlägt, muss ich sie nicht unbedingt noch einmal persönlich sehen - ein Bild und der Chat reichen oft aus. Das kann schon das Wartezimmer entlasten - und es ist auch wirtschaftlicher. Zweitens, und das ist der Kern der Teledermatologie, ist das Triagieren der Patienten. Wie schwer ein Fall ist, lässt sich am Telefon nur schwer beurteilen - mit Bildern und zusätzlichen Abfragen kann man das schneller und zuverlässiger einschätzen. So bekommen Patienten, die dringend Hilfe brauchen, schneller einen Termin. Patienten, deren Beschwerden in Schüben auftreten, bekommen zum Beispiel oft erst dann einen Termin, wenn die akuten Symptome bereits abgeklungen sind - auch das kann vermieden werden. Anderen kann gesagt werden, ob es sich wirklich lohnt, 100 km zu einem Spezialisten zu fahren oder ob sie auch anderswo Hilfe bekommen können. Kleinere Diagnosen wiederum, bei denen ein Bild ausreicht, können direkt digital beraten und behandelt werden.
Die Teledermatologie lenkt Sie also nicht ab - aber macht sie Sie wirklich effizienter?
Ja, das tut sie. Wenn die technischen Voraussetzungen stimmen und die Patienten bereits an der Arztschnittstelle gut vorselektiert sind, dann kann ich über die Teledermatologie sehr schnell und effektiv arbeiten. Wir reden hier von einer Minute pro Patient. Wichtig ist aber, dass wir nicht (nur) Videotermine anbieten. Auch diese sind zeitgebunden! Stattdessen kann über eine Chat-Funktion der Zeitpunkt der Fallbearbeitung individuell gestaltet werden. Genau das ist das Ziel der Teledermatologie - sie ersetzt nicht den Termin beim Dermatologen, aber sie entlastet die niedergelassenen Ärzte von sinnloser Arbeit. Jemand, der eine 11-jährige Facharztausbildung absolviert hat, sollte nicht nur für die Behandlung von Mitessern da sein. Aber woher sollen die Patienten wissen, ob sie einen Arzt brauchen oder nicht? Deshalb macht die Telemedizin die Arbeit der Dermatologen effizienter und schafft mehr freie Termine in den Praxen. Das ist auch gut für die Patienten!
Was sind die Vorteile und Möglichkeiten der Teledermatologie - und was sind auf der anderen Seite die Grenzen und Nachteile?
Ganz klar, es hilft zum Beispiel Patienten, die eine hohe Hemmschwelle haben, zum Arzt zu gehen. Auch sie können mit Hilfe der Telemedizin eine Diagnose erhalten. Zweitens können wir ein größeres gesellschaftliches Problem aktiv angehen: den (Fach-)Ärztemangel. Früher oder später werden wir nicht umhin kommen, den Ärztemangel mit Hilfe der Technik zu bekämpfen - selbst Privatpatienten haben es heute schwer, einen Termin zu bekommen. Deshalb ist es wichtig, die Ärzte, die es noch gibt, aktiv zu entlasten und effektiver zu machen.
Kommen wir zu den Grenzen: Natürlich lässt sich nicht jede Hautkrankheit per Bild erkennen, geschweige denn behandeln. Deshalb ist es wichtig, bei der telemedizinischen Behandlung nach weiteren Informationen zu fragen, etwa nach Schmerzen oder zeitlichen Veränderungen. Generell braucht man ein Gespür dafür, welche Themen digital erfasst werden können. Natürlich kann Hautkrebs nicht ambulant geheilt werden, genau wie einige andere Krankheiten. Krankheiten, die eine Blutuntersuchung zur Diagnose erfordern oder mit oralen oder parenteralen Medikamenten behandelt werden, sollten in der Regel persönlich diagnostiziert werden. Das sind Gründe, warum Teledermatologen in bestimmten Fällen zu einem Arztbesuch vor Ort raten müssen. Die Teledermatologie eignet sich vor allem für Triage, Zweitmeinungen, Vorabklärungen, Folgetermine oder Sichtdiagnosen. Letztlich gibt es natürlich auch in der Teledermatologie leider Fehldiagnosen - diese werden aber auch von Ärzten gestellt, die den Patienten persönlich behandeln.
Zusammengefasst: Die Filterung durch Technik und digitale Unterstützung der Ärzte macht die Teledermatologie effizient. Das gilt vor allem für die Früherkennung von Patienten, die sonst nicht in die Praxis kommen würden - was komplizierte Verläufe vermeidbar macht -, und für die "hybride" Behandlungsunterstützung.
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